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Gülpinar Günes

Multimedia Journalistin

  • Gülpinar Günes

Ausflüge im eigenen Kanton? Solothurn hat durchaus was zu bieten – eine Reportage


Fotos: Gülpinar Günes


Es war still auf der Hasenmatt. Im Hintergrund klangen lediglich die Glocken der weidenden Kühe und das Summen der emsigen Bienen. Die Sonne war noch tief und die freie Aussicht auf den Alpenfirn und das Mittelland einfach atemberaubend. Keine Wolken versperrte die Sicht. Es wehte ein leichter, erfrischender Wind. Als ich einige Momente zuvor schwitzend und keuchend die letzten Meter auf den höchsten Gipfel des Kantons Solothurn hochstieg – 1444 Meter über Meer – hätte ich kaum ein derart schönes Panorama erwartet. Habe ich doch das letzte Vierteljahrhundert im Glauben verbracht, die schönsten Gipfel seien nur in den Alpen zu finden. Doch da lehrte mich die höchste Solothurnerin wohl des Besseren. Wie so manches, muss man sich die Aussicht zuerst verdienen. Nur so schmecken bekanntlich die geernteten Früchte am leckersten. Bereits um 6.50 Uhr stand ich also beim Bahnhof in Gänsbrunnen, von wo aus ich meine Tagestour startete. Die Anreise über Olten und Solothurn war keine Aussergewöhnliche, schliesslich fährt man die Strecke fast täglich. Doch die Vorfreude auf das, was mich erwartete, liess leichte Ferienstimmung aufkommen. Wie damals in der Primarschule, als man mit der Schulklasse ganze Zugabteile in Beschlag nahm und eine Wolke von Sonnencreme-Geruch hinterliess.



Erste Etappe: Der Aufstieg in luftige Höhen

Der Weg auf die Hasenmatt führt vom Bahnhof aus in Richtung «Althüsli», ein Bergrestaurant einige hundert Meter unterhalb des Gipfels. Die 724 Höhenmeter auf 12,7 Kilometern legt man über gut gepflegte Wanderwege mehrheitlich durch dichten Wald hinter sich. An einigen Stellen drangen erste Sonnenstrahlen durch und brachten Leben in die noch schlafende Dunkelheit. Erfreulicherweise. Denn der Weg war menschenleer. Unbewohnte Militäranlagen liessen von Weitem Zivilisation erhoffen. Doch Gesellschaft leisteten einem lediglich einige kleine Kuhherden, die friedlich vor sich hin grasten und beim Anblick meiner Kamera schön Inne hielten.

Fotos: Gülpinar Günes


Je mehr ich mich aber dem Gipfel näherte, desto mehr bereute ich die Auswahl meines Gepäckes: Der Rucksack war schlichtweg zu schwer für die Wanderung, die nicht zu unterschätzen ist. Schweissüberströmt und nach Luft schnappend stieg ich den zweitletzten Abschnitt des Aufstiegs hoch. Der Weg führt im steilen Zickzack schliesslich an eine Lichtung, wo die erste Aussicht auf die Juraketten die Strapazen der letzten Höhenmeter wegweht. Und kurz darauf deutete die Markierung «Althüsli-Strasse» auf eine baldige Erfrischung im Berggasthof hin. Wäre es nur nicht Mittwoch gewesen. Denn Mittwoch ist Ruhetag, wie ich feststellen musste.

Fotos: Gülpinar Günes


Zweite Etappe: Eine neue Entdeckung beim Abstieg

Darüber war ich im Endeffekt nicht ganz unfroh. Sonst hätte ich das Bergrestaurant Schauenburg auf der Südseite des Berges nie entdeckt. Nachdem der letzte Abschnitt des mühsamen Aufstiegs auf den Gipfel gemeistert war, suchte ich sie sogleich auf. Es liegt rechts am steinigen Wanderweg, der runter nach Lommiswil führt. Etwas abgelegen ist das Restaurant schon. Die wunderbare Aussicht auf die Alpen und die Ruhe auf dem Hof aber lassen einem vergessen, wie anstrengend der Weg am Morgen war. Seit sieben Jahren wird es von der Familie Kerstin und Mario Gerber geführt, die nebenher einen landwirtschaftlichen Betrieb führen. Es sei durchaus eine Entdeckung, die ich hier gemacht habe, bestätigt mir auch Mario Gerber. Denn viel Laufkundschaft hätten sie hier oben nicht.


Fotos: Gülpinar Günes


Dritte Etappe: Dinos, Störche, Aarefahrt und eine Abkühlung

Gestärkt nach einem ordentlichen «Zmorge» nahm ich den Rest des Ausflugs in Angriff: Auf dem Plan standen noch die Dinosaurierspuren bei Lommiswil, ein Besuch im Infozentrum Witi in Altreu, eine Schifffahrt nach Solothurn in die Badi und schliesslich ein wohlverdientes «Znacht» in Olten.

Nach einem angenehm kühlen talwärts Marsch im Schatten des Waldes blickte ich auf eine massive Felswand zu meiner Linken, die plötzlich vor mir stand. Die grelle Mittagssonne erschwerte es, etwas darauf zu sehen, doch wenn man die Augen zusammenkniff, konnte man Spuren im Fels entdecken. Sie sollen vor 145 Millionen Jahren von Dinosauriern «reingestampft» worden sein. Eindrücklich.


Fotos: Gülpinar Günes


Das waren aber auch die vielen Störche beim Infozentrum Witi in Altreu, dem «Europäischen Storchenhof», wo mich der Bus von Lommiswil aus schliesslich hinchauffierte. Auf einem weiten Areal rund um das Zentrum sind mehrere Störche und ihre Nester zu beobachten. Das Infozentrum wird auch der «Eurpäische Storchenhof»genannt. Für einen längeren Aufenthalt bei den langhalsigen Vögeln war die Mittagssonne dann doch etwas zu heiss. Ich folgte schliesslich den rauschenden Wellen der Aare und nach mehr als einem Vierteljahrhundert im Kanton Solothurn, setzte ich in Altreu zum ersten Mal einen Fuss auf die Fähre der Bielersee-Schifffahrt. Der Wind in den Haaren und das Rauschen des Wassers erinnerten an Ferien im Süden und weckten das Verlangen, einfach ins Wasser zu springen und den Schweiss des ganzen Tages wegschwemmen zu lassen.


Video: Gülpinar Günes


Das tat ich dann auch, in der bald denkmalgeschützten Badi in Solothurn. Die 19 Grad der Aare waren hochwillkommen, vor allem die Füsse waren dankbar für die Abkühlung. Doch noch hatten sie den Tag nicht hinter sich gebracht. Sie mussten mich noch an den Bahnhof Solothurn und anschliessend vom Bahnhof Olten in den «Rathskeller» in der Altstadt tragen. Viel weiter mochten sie nicht mehr, denn die Erschöpfung setzte allmählich ein. Der berühmte «Chöbu»-Burger und ein fünfer Citro kamen da gerade richtig.


Fotos: Gülpinar Günes


Die Stationen der Tagestour auf einem Blick:

 

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Sarah Koch ist seit fünfeinhalb Jahren Leiterin der Wirtschaftsförderung im Kanton Solothurn. Wir haben sie auf ein Interview an der Aare getroffen und wissen wollen, wie wichtig der Tourismus für die Region ist.


Video: Gülpinar Günes

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